Nach Kolnik (fast ohne Umwege)

Bridtag, der 6.  im Freudenmond

Nachdem in Fleggn alles und jeder erledigt war, beschlossen wir zusammen mit den neuerworbenen Pferden weiter zu ziehen gen Kolnik, um dort unserem Auftraggeber entgegen zu treten.
Der schwerkranke Halbling wurde von Zobeida versorgt und auf ein Pferd gebunden. Der Herr Moncada war froh, dass er über Land reisen durfte- dennoch schien er auf der ersten halben Tagesreise etwas abwesend (wahrscheinlich in tiefe Gedanken versunken über die Abgründe des grauen Ordens). Nachdem man uns von einer Furt-Burg im Landesinneren erzählt hatte (wo gewiss nicht nur Zoll erhoben würde, sondern vielleicht auch Ausschau gehalten würde nach ein paar verloren gegangenen Pferden), reisten wir an der Küste entlang.
Wir ritten durch Sand, auf Sand, um Sand herum, auf Sandbänken entlang und die einzige Unterbrechung der Ödnis waren die kaum unterdrückten Schmerzlaute von Dagol, dem Waldläufer. Irgendwann steckte er sich seltsames Grünzeug in die Hose, um die Schmerzen an seinem Allerwertesten zu lindern. Ob er dabei auch Brennesseln erwischte? Jedenfalls tönte sein Gewimmer nur noch lauter durch die salzige Luft.
Nachdem wir uns deutlich verritten hatten, wachte Herr Moncada auf und führte uns an. Er tat das einzig Richtige: Er ignorierte einfach, dass hier das Wasser nicht wusste, wo das Meer endete und das Land nicht wusste, wo die Küste war und sich deshalb Wasser und Land immer wieder vermischten, um hässliche Bastard-Sandbänke voller Muscheln und Tang hervorzubringen. Herr Moncada ritt nach dem Stand der Sonne und wahrscheinlich mit Hilfe seines Pferdes, welches auch nicht so erpicht auf eine Karriere als Seepferd war und fand so den Weg.

Wir verbrachten die Nacht in einem kleinen Wäldchen und erreichten am nächsten Tag problemlos den kleinen Handelsposten. Hier tauschten wir die Pferde bei einem schmierigen Händler in eine Schiffspassage um. Der Mann murmelte etwas von "Umlackieren und Fahrgestellnummer heraus fräsen" und zog uns nur ganz wenig über den Tisch. Er gab uns einen Fetzen Papier, den er "Wechsel" nannte und behauptete frech, dafür würden wir in Kolnik Gold bekommen. Ja, und seine Großmutter kann des nachts fliegen! Egal, Hauptsache weg von hier! Während Dagol das Ende seiner Reiterkarriere feierte, beklagte sich der Herr Moncada bitterlich bei seinem edlen Streitross, dass sie beide schon wieder eine Seefahrt ertragen müssten. Das Streitross ertrug diese Aussicht jedenfalls mit deutlich größerer Gelassenheit.

Doch die Überfahrt mit der sogenannten Schnigge verlief ruhig und nach zwei Tagen auf Küstengewässern fuhren wir mitten hinein nach Kolnik und legten auf einer langgezogenen Insel inmitten eines Flusses, der die Stadt teilt, an. Der Herr Moncada nahm tatsächlich diesen sogenannten "Wechsel" und kam auf wundersame Weise mit zehn Gulden wieder heraus aus dem Handelskontor. Ein Hoch auf die globale Geldwirtschaft! Sie funktioniert tatsächlich!
Jeder von uns steckte einen Gulden ein und die übrig gebliebenen wollten wir für die Krankenbehandlung des Halblings verwenden.

Wir suchen und fanden das Haus (eher ein Palazzo) des edlen Herrn Viskont von Felmi, dem wir ein wertvolles Päckchen schuldig waren, was den Besuch bei ihm nicht erfreulich machte. Doch zuvor fanden wir eine Brücke (aus Stein? aus Holz? wie lang? von wo nach wo? bewacht oder unbewacht? erbaut in welchem Jahr?), ein Rathaus, in welchem der Bürgermeister seine Dienstgeschäfte verrichtete, nichts ahnend, dass wir Pferdediebe und Mörder waren, und außerdem in dunkle Machenschaften rund um den Grauen Orden verstrickt, angeblich magische Gegenstände entwendet hatten, doch auf jeden Fall mehrere Angehörige der Ordnungskräfte in der Provinz getötet oder zumindest nackt ausgezogen und eingesperrt hatten. Und in diesem Nicht-Wissen sollte er sich weiter wiegen- das zumindest war die Meinung von allen vernunftbegabten Mitgliedern der Gruppe.

Das Gespräch mit Prado von Felmi, dem Viskont, verlief besser als erwartet. Eigentlich erzählten wir ihm einfach alles und er hörte uns sehr interessiert zu. Anschließend erzählte er  uns so gut wie nichts, riet uns jedoch zu einer Übernachtung in der hochklassigen Herberge am Markt und versprach, uns seine persönliche Assistentin Donata Jallop für weitere Fragen zu schicken.

Den Nachmittag über verbrachte jeder nach seinem Geschmack: Erst brachten wir Gustan, den Halbling, zu den Tempeln. Vor die Wahl gestellt, entschieden wir uns ihn den Priestern des Todestempels zu überlassen und sollte er das einen Tag lang überleben, ihn dann von den Priesterinnen der Frix liebevoll und zärtlich gesund pflegen zu lassen.

Während also die einen die örtliche Bierqualität gründlich testeten, gingen die anderen einkaufen: je nach Geschmack Waffen oder bunte Bänder für ihre (grünen) Haare. Am Abend trafen wir uns alle in der Taverne der Herberge am Markt und ohne dass wir sie bemerkt hätten, saß plötzlich Donata Jallop unter uns und fragte uns, ob wir etwas gegen Halblinge hätten. (Wahrscheinlich bezog sie das auf ihren Herrn, einen Halbling- was uns nur kurz überrascht hatte, mir jedoch beinahe einen frechen Spruch über "Was-man-über-Halblinge-im-Bett-sagt" entfahren ließ).

Wir teilten ihr mit, dass wir Halblinge lieben (...gut gesalzen und mit zerlassener Butter), dass unser bester Freund auch ein Halbling sei (der Grund, warum wir ihn in die dunklen Hände der Todespriester gegeben hätten) und vor allem, dass wir dem Herrn von Felmi gerne helfen würden, sein kostbares "Ding" (und hier musste ich nur wenig hüsteln) aus jedweder feindlichen Hose zu holen um ihm zu strahlender Größe zu verhelfen. Gute Götter, ich sollte es auf jeden Fall den anderen überlassen, solche Verhandlungen zu führen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen