Gustan allein in der großen Stadt

Nach all dem Umhergeziehe mit den Zigeunern trennten wir uns schließlich von ihnen. Die Zigeuner reisten weiter zu ihrem sogenannten Familientreffen und wir reisten nach Tallion. Dort mieteten wir uns in einem netten Wirtshaus ein und trafen eine Botschafterin, die uns Kunde von Prado von Felmi brachte. Der kleine Mistkerl scheint immer zu wissen, wo wir sind! Die Dame nennt sich "Josefine von Kravall" und sie tritt ziemlich selbstbewusst auf.
Wir sollen möglichst rasch nach Plowoni kommen, so lautete die Anweisung. Außerdem hatte die Botin einen "Wechsel" dabei, adressiert an den Herrn Moncada und/oder seine Freunde. Tja...schade, der Herr Moncada war nicht mitgekommen...er betrieb noch "ethnische Studien" bei den Zigeunern, was immer das heißen mag bei einem Ritter, der oft durch seltsame Interessen auffällt. Wir als seine Freunde beschlossen also, diesen "Wechsel" in irgend etwas Brauchbares umzutauschen und beauftragten damit Brindol und Zobeida, während wir anderen in der Stadt nach Vergnügungen oder neuen Erfahrungen suchten. Man weiß nicht, was der schlimmere Fehler war: Die beiden ohne jede Ahnung mit tintenfingrigen Pergamentverwaltern verhandeln oder Gustan ohne erwachsene Aufsicht allein herumlaufen zu lassen.
Nun, der Zwerg und die Elfe schafften es immerhin, aus einem "Wechsel" Geld zu machen und so konnten wir einen Kapitän dazu überreden, uns mit seinem Schiff über den Fluss nach Plowoni zu fahren....allerdings erst in ein paar Tagen, wenn er seine illegalen, schwarzen, gefährlichen, ablehnenswerten Geschäfte in Tallion gemacht hat. So weit, so wie immer.

Während wir uns also im Hafen herumtrieben, gab es ein Gerempel und Gerenne und jemand fragte, ob wir Freunde von dem Halbling seien und prompt fand ich einen Zettel in meiner Rocktasche (!), in welchem wir aufgefordert wurden, zu einer Orc-Schamanin zu kommen- sie habe etwas für uns. Und irgendwie hatte der kleine Gustan da seine Finger drin - als wir ihn jedoch darauf ansprachen, wusch er seine Hände in Unschuld und wollte auch keineswegs in irgendeine Orc-Siedlung, die er auch gar nicht kenne, da er sie nie gesehen habe und überhaupt, Orcs gäbe es gar nicht, da er niemals auch nur einen gesehen habe, denn schon seine Eltern hätten ihm den Umgang mit Orcs lebenslang verboten.
Man hatte fast den Eindruck, der Halbling hat einfach das falsche Kraut geraucht.

Wir erfuhren, dass es vor den Toren der Stadt eine Orc-Siedlung gab und diese mit der Stadt offenbar in Frieden lebten. Neugierig begaben wir uns dort hin und fanden auch die Schamanin in ihrem Zelt. Es war alles sehr seltsam...offenbar hatte Gustan dort irgend etwas erworben und mit einer Münze bezahlt, die er einem der erschlagenen Orcs in der Höhle abgenommen hatte. Und diese Münze, so erklärte es uns der Orc-Häuptling höchstpersönlich, sei ein Zeichen dafür, dass verfeindete Orc-Stämme sich in den Krieg begeben würden. Und ihr Ziel sei unter anderem Tallion. Auch, weil Tallion und die Siedlungs-Orcs kooperieren würden, was weder Tallion noch den Siedlungs-Orcs zum Guten angerechnet würde von praktisch allen anderen Orcs.
Man könne dieses furchtbare Schicksal nur abwenden, wenn man einen Botschafter, der uns beim Kampf gegen die bösen Orcs entwischt war, noch einfange, damit er seine Botschaft nicht überbringen könne.
Und sie seien im Übrigen die guten Orcs.
Pah, verkaufen Kindern Tabak- das ist verdammenswert!

Da der Orc-Bote nur etwa 2 Tage Vorsprung hat, jedoch die ganze Stadt weiträumig umgehen muss, machen wir uns auf den Weg quer über den See zum einzigen Gebirgspass, den der Boten-Orc passieren kann. Dort erwischen wir ihn, grillen ihn, fahren wieder zurück, treten den Kapitän in den Arsch, sammeln den inzwischen fertig studierten Moncada ein und fahren nach Plowoni.
So weit der Plan.
Seltsamerweise gehört diese Botin von Prado von Felmi nun auch der Gruppe an...man hat fast den Eindruck, von Felmi stellt Aufpasserinnen ab, damit Dagol keinen Unfug macht. Allerdings ist diese Josefine von Kravall eine bedenkliche Allianz eingegangen mit dem kleinen Gustan. Als ich an der Tür lauschte, hinter der die beiden mehrere Stunden zurück gezogen verbrachten, hörte ich Geräusche, die mich etwas irritierten: Es brodelte förmlich hinter der Tür, ich hörte tröpfelnde Flüssigkeiten und Gustans Beschwörung "komm schon komm schon- aaaah den Göttern sei Dank!" und sie sagte ihm, sie sei nun bereit und er könne seinen Dolch tief hinein tauchen. Oh Götter! Manchmal erlauscht man Dinge, die man niemals wissen wollte!

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