Live aus Slydonia

Leute, da ich heute nicht gut bei meiner ansonsten lieblichen Stimme bin, werde ich ausnahmsweise live und in Farbe berichten, was sich zugetragen haben wird. Sozusagen.
Momentan lungern meine Abenteuer-Gefährten in einem lumpigen kleinen Gebirgslager herum und schließen Bekanntschaft mit einer großen Zigeunerfamilie, die ungefähr zur Hälfte aus Erwachsenen besteht. Von diesen lernen sie so wichtige Fähigkeiten wie "Kräuterkunde": Also die Kenntnis darüber, was man rauchen kann, was man außer Pferdemist noch auf offene Wunden schmieren kann, mit welchem Kraut man sich im anschließenden qualvollen Todeskampf in bessere Stimmung bringen kann. Außerdem lernt Gustan gerade, welche Kräuter bei Mondlicht gepflückt Erektionsprobleme beheben und mit welchen man sich Gesellschaft für behobene selbige organisieren kann.
Brindol und Zobeida haben unsere Abwesenheit gut überstanden und Zobeida geht es deutlich besser, nachdem wir wieder da sind und Brindol aufgehört hat, sie mit gebratenen Eichhörnchen, gebratenem Wiesel und gebratenen Bisamratten zu füttern.
Nachdem alles eingepackt ist und jede Geschichte erzählt, beschließen wir, über das Gebirge in Richtung See von Talionn zu wandern. Brindol hat einen neuen Plan: Er will sich ein Adlerei suchen, um es auszubrüten- in der Hoffnung, der geschlüpfte junge Adler möge ihn als seinen Herr und Meister ansehen und sich zähmen lassen. Er träumt davon, einen Steinadler als Kampfgefährten zu besitzen. Bisher beschränken sich seine Erfolge im Abrichten von Tieren lediglich darauf, dass ein Wiesel ihm einen Käfer aus der Hand fraß, bevor er ihm den Hals umdrehte um es über dem Feuer für Zobeida zu braten.
Gustan lernt ein paar Taschenspielertricks und es gelingt ihm, Dagol bei einer innigen Umarmung um ein paar Münzen zu erleichtern. Um Dagols Tränen zu stillen, nehme ich ihn fest in den Arm und drücke ihn, worauf hin er mir unterstellt, dass ich ihn ebenfalls beklauen will. Schuft, elendiger! Kein Wunder, dass er nur von 12-Jährigen umarmt wird, die sich davon Kupfer oder Schokolade erhoffen!
Wir erfahren, dass die Zigeuner zu einem Treffen der Familien unterwegs sind. Solche Treffen finden
nur alle paar Jahre statt und es treffen sich Dutzende von Großfamilien, um Neuigkeiten auszutauschen, Gatten für heiratsfähige 12-Jährigen zu finden und alte Fehden zu beenden oder neue zu beginnen.
Dagol vertreibt sich die Reisezeit damit, Eichenholzpfeile zu schnitzen und versucht, sich von den Zigeunern ein Schaf zu kaufen, ein schwarzes. Er bekommt es und ist jetzt ganz glücklich mit
"Blöki". Was er nicht mitbekommt, ist, dass die Zigeuner in ihrer eigenen Sprache nicht aufhören
können, deftige Witze über das Liebesleben von Dagol mit seinem Schaf zu reißen. Gustan lernt fliegen, als Brindol ihn knurrend mit dem Ellbogen vom Kutschbock schubst. Der Halbling grinst trotzdem irgendwie selig, obwohl er im Dreck liegt und jetzt laufen muss.
Die Männer sind jagen und laute Flüche und Schreie auf zwergisch lassen befürchten, dass es eher Zwerg als Wild zum Abendessen geben wird. Aber nein, tatsächlich bringen die Jungs den bereits zerlegten Kadaver eines Wildschweins mit und einen jungen Hirsch, der im Hintern noch den tödlichen Pfeil Dagols stecken hat. Was erneute Witze bei den Zigeunern hervorruft.

Doch plötzlich passiert etwas: Moncada, der dem Tross voraus ritt, kommt zurück, sehr aufgeregt und erzählt, dass es im Nebel nach Rauch riecht. Nach einer halben Meile sehen wir es: die Kutschenstation am Wege brennt lichterloh! Wir finden keine Menschen oder Tiere, dafür aber die Spuren von großen Wölfen und jede Menge rotgefiederter Orc-Pfeile im Boden stecken.
Verdammte Orcs - sie haben offenbar die Station überfallen, Mensch und Vieh verschleppt und alles niedergebrannt. Wir beschließen, diese Hundesöhne aufzutreiben und ihnen den Garaus  zu machen. Nach verzweifelten Abschiedsszenen zwischen Dagol und Blöki trennen wir uns vom Reisetrupp, der weiter dem Pass folgen wird. Unsere kleine Gruppe folgt den Spuren der Orcs, bereit jeden zu retten, der sich in ihren dreckigen Fängen befindet.

Wir schleichen durch den Wald, durch eine Schlucht und durch einen Talkessel und stoßen auf eine Orchöhle. Erkennbar an den zwei Orcwachen vor einem Felsspalt, ein paar Ziegen und Kühen in einem Pferch und einem Feuer davor. Kurze Zeit später an den toten Orcs vorm Eingang.
Mit dem Mut des Wahnsinnigen stürzen sich unsere heldenhaften "Männer" in die Höhle, wo kurz darauf zwei weitere Orcs ihr jämmerliches Dasein beenden. Mit improvisierten Fackeln tauchen wir tiefer in die Höhle ein, entscheiden uns an jeder Abzweigung neu, wer wohin geht. Als wir uns teilen, geraten prompt die anderen Drei in Schwierigkeiten, die von mir kurzerhand gelöst werden, indem ich umkehre, einem hässlichen Orc mein Schwert in den Hals ramme und beinahe sein Leben auslösche. Da ich jedoch auf demselben Schmier ausrutsche, wie der Herr Ritter schon kurz zuvor, müssen Brindol und Zobeida mit Axt und magischen Geschossen die Erde von den widerwärtigen Orcs befreien. Am Ende des Ganges finden wir dann auch fünf verschleppte Menschen aus der Kutschenstation. Wir befreien die Glücklichen und schicken sie nach Hause.

Eigentlich hätte jetzt alles gut sein können, aber eine der Befreiten (eine junge Frau) weint ein wenig herum, dass ihr Wirt noch in den Händen der Orcs sei und somit ist beschlossen (von den erotisch Unterversorgten unter uns), dass der Rest der Orcs (jämmerliche ungefähr 16 Stück) ebenfalls entsorgt werden müssen.
In einer Höhle treffen wir auf eine Barrikade, hinter der sich die Orcs und ein Oger verschanzt haben und schon beginnt ein Gemetzel, das seinesgleichen sucht. Reihenweise rutschen wir aus, landen auf dem Rücken, magischer Nebel erschwert uns die Sicht, irgendwie treffen wir trotzdem (manchmal). Die magischen Geschosse der Zobeida lassen die Gegner zucken, als würden sie Schockaale fangen, in einem der Orcs steckt ein Schwert von Moncada und mir gelingt es schließlich, den Urheber des verdammten Nebels zu finden und ihm seinen Stab zu entreißen. (Wir hatten früher mit der Gauklertruppe eine lustige Nummer, die sich um einen König und seinen Reichsstab drehte und mit vielen schmutzigen Witzen garniert war und ich musste mit dem Stab damals so einiges machen, was meine Abenteurer-Kollegen zutiefst erröten ließe, wenn sie es sähen. Man weiß nie, wann der geübte Umgang mit dem Stab eines Mannes einmal von Nutzen ist, sag ich immer.)

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