Mama, wer sind diese Leute?

Nachdem ich inzwischen so einige Monate mit diesen seltsamen Gestalten umherziehe, möchte ich selbige für die Nachwelt beschreiben.
Da wäre zunächst der Halbling namens Gustan. Er ist ganz süß mit seinen verstrubbelten Haaren und seinen etwas über 60 Zentimetern (Körpergröße-- Mädels, beruhigt euch!) Obwohl er noch jung ist, zeigt er oft die Abgeklärtheit eines alten Mannes und eine Pfeife auf einer Bank in der Sonne scheint ihm lieber als den Röcken hinter her zu rennen. Er ist freundlich und ausgeglichen, so lange er Tabak in ausreichender Menge bei sich trägt. Andernfalls kann er kaltblütig morden- ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Seine Körpergröße macht ihm manchmal Probleme (kein Wunder, wenn sogar Zwerge auf einen herab schauen!)- immer wenn es etwas zu sehen gibt, springt er auf und ab wie ein Gummiball, hyperventiliert und versucht, nach vorne zu kommen. Er möchte aber auf keinen Fall hochgehoben werden- offenbar wurde er zu oft fallen gelassen. Im Kampf ist er besonders stark, wenn der Gegner bereits am Boden liegt, empfindliche Füße hat, oder man sich in seinem Nackenfell festklammern kann.

Der nächste ist der Zwerg namens Brindol. Bierdol wäre auch ein passender Name für ihn gewesen- aber das trifft so weit ich weiß auf alle Zwerge zu (Bierbert, Bierli und Albier lassen grüßen!). Brindol ist ein umgänglicher Zeitgenosse und das trifft auf kaum einen Zwerg zu. Noch niemand von uns hatte plötzlich eine Axt im Knie, was einem beim Trinken mit Zwergen leicht passieren kann. Brindol schwört auf seine Armbrust und die meisten Kämpfe begleitet er mit dem Ruf "Ich bin gleich soweit, ich habs gleich, zwei drei Umdrehungen noch, lasst mir einen übrig!"...um dann daneben zu schießen und irgend etwas über verfluchte technische Fehler zu murmeln.
Aber wir sind alle sicher, dass er im Zweifelsfall jederzeit mit der Axt alles niedermähen würde, wenn dies nötig wäre.

Die nächste ist die Elfe Zobeida (ihr habt`s gemerkt- ich gehe der Größe nach vor *grins*). Sie ist eigentlich wahnsinnig schön, jedoch starrt sie ständig mit blinzelnden Augen in staubige Folianten oder treibt sich in spinnwebenverhangenen Archiven herum. Daher fällt niemandem ihre Schönheit auf. Sie ist die einzige Zauberkundige in unserem Haufen (mal abgesehen von der mysteriösen Frau, die Felmi uns als Wachhund mitgeschickt hat). In so manchem Kampf hat sie den Gegner mit Dornenhecken gefangen und anschließend mit Feuerbällen versengt, so dass jeder von uns unerhörten Respekt vor ihr hat. Schon oft hat sie zur Lösung von Rätseln beigetragen, weil sie in Tempelarchiven die richtigen Schriften fand.

Mich (Aurelia Aureliana, früher "Magda") kennt ihr ja schon ein wenig: Ich stamme aus einem Dorf, dessen Name mehr Buchstaben als das Dorf Häuser hat, was eigentlich schon alles über das Kaff sagt. Meine Mutter hat außer mir noch fünf starke Söhne und drei schöne Töchter, die sich zwar kaum gleichen, jedoch fast alle dunkles Haar haben. Meine Mutter ist eine sehr freundliche Frau- sie lud die jeden Sommer vorbei ziehenden Schausteller und Gaukler oft zu uns ein, manchmal auch über Nacht. Diese brachten ihr Glück, denn oft war sie im darauf folgenden Herbst schwanger und brachte im Frühjahr ein weiteres hübsches und gesundes Baby zur Welt. Über meinen Vater sagte sie immer, er habe auf der Bühne Karl den Kühnen gegeben und sein Schwert sei das dickste gewesen, dass sie je zu Gesicht bekommen habe.
Nun, im Dorf waren sie nicht glücklich mit mir (ich auch nicht mit ihnen, diesen dummen blonden Vollmondgesichtern!) und so zog ich eines Tages los, um meinen Vater zu finden.

Nun zu den beiden Rittern (na hoffentlich finde ich genügend ritterliche Worte...):
Zelaya leistet sich immer noch Moral und gelegentlich auch mittelschwere Bedenken. Das ist absolut typisch für Leute wie sie: Als Kinder in Watte gewickelt und mit Zucker gefüttert, später in Seide gewandet und in Sänften getragen, kriegen sie irgendwann die Abenteuerlust, weil sie denken, dass goldene Löffel auf Dauer zu langweilig sind. Manchmal haben sie durch die Vorhänge ihrer Sänften auch mal ein Stück echtes Leben gesehen und beschlossen, die Welt zu retten. Na ja, wenn man sich ihr ständiges "Das dürft ihr nicht!" und "Der Mann hat euch nichts getan!"einfach wegdenkt, ist sie ein wirklich guter Kumpel und kämpfen kann sie, dass es einem Angst macht.

Der andere Ritter (der Herr Moncada) hat so viele Gebrechen, dass man sich fragt, wie er bis heute überlebt hat: Er wird seekrank, kaum zehn Ellen vom Ufer entfernt und sobald er Architektur sieht, ist es um ihn geschehen. Geschichte ist seine Lieblings-Leidenschaft und für den Besuch im Stadtarchiv würde er jede Novizin im Tempel der Frix eintauschen. Sein größter Fehler ist es, immer nachzudenken und nach alternativen Lösungen zu suchen, wenn ein zwei Schwerthiebe das Problem schon lösen würden. Aber wehe, es ist ein junges Mädchen oder eine sonstige hübsche und hilflose Person in Gefahr,...dann stürmt der Herr Ritter los wie ein Verrückter und wir müssen mit, damit er in seinem Wahn nicht aus Versehen noch stirbt. Denn als Kämpfer ist der Mann schon eine Wucht.

Nun zum Größten in der Reihe: Dagol, der Flossbauer-Halbelf. Der mit dem größten Ego, dem längsten ...Bogen (mit den buntesten Bändern umwickelt). Seine Haare sind die grünsten, sein Brusthaar das am besten gekämmte. Der einzige von uns, der je mit einem Fisch intim wurde. Sein Herz ist weich wie Butter in der Sonne und sobald eine unerreichbare Frau mit ihm in einem Raum ist, wird sein Gehirn ebenso weich. Wenn man ihn sucht, ist er entweder in einem Frix-Tempel zu finden oder er sitzt weinend in seiner abgedunkelten Kammer, mit schwarzverschmierten Augen an einem süßen Gebäck lutschend. Er ist Waldläufer (was man kaum glauben mag, wenn man sieht, wie er in Bäume klettert). Doch zu seiner Ehrenrettung muss gesagt werden- er ist ein loyales Mitglied der Truppe, schießt wie Legolas, der Legendäre und trifft mit fast jedem Pfeil ins Schwarze. Zumindest, so lange man ihn von Frauen fernhalten kann, die er begehrt.

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