Nieder mit den Sklaventreibern!

Nicht alle von uns waren froh, das Abenteuer in der seltsamen Wasserwelt überstanden zu haben und wieder zurück in angenehm trockenen Ländern zu sein.
Der weichherzige (und ein bisschen feige sehr vorsichtige) Dagol litt sehr darunter, nicht gegen die schwachen kleinen Gnome vorgegangen zu sein, die ganz offenbar die Bewohner der Wasserwelt entführt und versklavt hatten.
Und deshalb mussten wir zurück. Zum Glück hatte der Herr Moncada es inzwischen geschafft, das Stadtarchiv von Kolnik nicht nur auswendig zu lernen, sondern an der ein oder anderen Stelle auch mit den nötigen Korrekturen zu versehen, so dass er wieder mit uns reisen konnte.
Wir erhielten also von dem Zauberer erneut Amulette, die uns für die Bewohner der Wasserwelt aussehen ließen, wie einen der ihren. Moncada, der diesen Effekt noch nie gesehen hatte, freute sich zunächst darüber, dass plötzlich alle so gut aussahen wie er (und wurde dann bitter enttäuscht).
Das Reisen mit dem Portal war nicht mehr neu für uns und so kamen wir wieder an in der Stadt der Froschfresser: In Unterkleidung und ohne Metallwaffen und mit leichter Übelkeit- wie so mancher Mann sich im Hofe eines Freudenhauses wieder findet, wenn sein Beutel nicht halten konnte, was seine Zunge versprach.

Wir gelangten unbehelligt durch eine Stadt, der das Leben zu fehlen schien, zum Palast und stellten fest, dass dort jede Menge unzufriedener Leute standen, die von den Herrschenden forderten, das Dämonenproblem aus der Welt zu schaffen und die Steuern zu senken und die als Beweis für beides Köpfe forderten.
Ein Besuch bei Dagols Bootsbauer-Freund klärte uns auf, dass unser letzter Besuch (der gestern stattfand) hier bereits einen Monat her zu sein schien und inzwischen noch mehr Bewohner verschwunden waren. Und Feuerdämonen hätten den Berg hinter der Stadt zerstört. Und die Händler seien woanders handeln gegangen, so dass man sich seit Wochen nur von Krebs und Algen ernähre, da auch die Fischer sich nicht mehr hinaus wagen würden.
Alles Gründe, die Reise schleunigst abzubrechen und wieder nach Hause zu gehen, möchte man meinen. Aber nein, inzwischen hatte der Herr Moncada irgendwas Armes und Unschuldiges gewittert, dem übel mitgespielt wurde und schon juckte ihn sein Schwert. Und Dagol brach sowieso stündlich in Tränen aus ob seiner tiefen Schuld, die armen Sklaven nicht gerettet zu haben, als er es gekonnt hatte.

Nun, wir bekamen Wind davon, dass der Einsturz des Berges wohl damit zu tun hatte, dass der Vorrat der blauen Kristalle erschöpft war und nichts mehr abgebaut werden konnte. Außerdem erfuhren wir, dass auf einer anderen Insel des Archipels noch große Vorräte der blauen Kristalle vorhanden seien (die im übrigen für die Bewohner hier keinerlei Wert zu haben scheinen.)
Wahrscheinlich war die kleine illegale und ausbeuterische Bergbaugesellschaft dort hin gezogen und so mussten wir wohl oder übel hinterher.
Wir liehen uns ein Prachtschiff vom Wesir, fuhren zur nächstgelegenen bewohnten Insel und besorgten uns mit dem Ruf "Wir retten euch alle vor dem Bösen- ihr werdet schon sehen!" einige kleinere Boote, mit denen wir zu der unbewohnten Vulkaninsel voller mutmaßlicher Verbrecher-Gnome gelangten.
Die Überfahrt war hübsch (wenn man von der Gesichtsfarbe des Herrn Moncada absah, der mehrmals unfreiwillig "die Fische fütterte").



    










  Das Obsidianschwert, das Herr Moncada dem Hohepriester abschwatzen konnte.

Als wir die Insel ansteuerten, sahen wir den Eingang zu einer Lagune und ruderten hinein. Sehr idyllisch gelegen, mit Sandstrand und Palmen, ausgesprochen sonnigem Wetter und völlig menschenleer hätte die Insel ein Paradies für erholungssuchende Reisende sein können. Wir versteckten die Boote und wanderten in Richtung des Vulkankegels, in dem wir die Gnome vermuteten.
Die Suche nach einem Eingang war nicht einfach. Ein großes Wassertor war über 4 Meter hoch und verschlossen. Jedoch fanden wir einen schmalen Gang, der hinter einem See verborgen war (unter dem Wasser liegende Stufen waren uns aufgefallen).
Vorsichtig bewegten wir uns den Gang entlang und stießen auf einen größeren Platz, der von einem wacheschiebenden Gnom verunstaltet wurde.
Diesem wurde zum Verhängnis, dass er gerade rauchte und unser kleiner Gustan wollte auch rauchen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was die unbändige Lust auf Tabakrauch mit einem Halbling anstellt. Jedenfalls war der Gnom schnell kein Hindernis mehr und sein Tabaksbeutel wechselte den Besitzer.
Den bewusstlosen Wachposten warfen wir in ins Wasser, wo etwas Großes und Gefräßiges auftauchte und die Entsorgung kostenlos übernahm.
Die Räume, die wir durchquerten und untersuchten, sahen aus wie alte und verlassene Tempelanlagen und wurden von den Gnomen als Aufenthaltsräume genutzt. Wir fanden einige Spinde, in denen seltsam anmutende Anzüge aus gewachstem Leder hingen. Ich suchte mir einen in meiner Größe und zog ihn über.
Im nächsten Raum führte eine Treppe nach unten in einen Raum, der unter Wasser stand. Geschützt von dem Leder stieg ich hinab und tauchte in das Wasser ein- und oh Wunder!- Bei Berührung durch das Wasser entsprang dem Kragen eine magische Kugel aus Luft, die meine Frisur trocken hielt und nebenbei das Atmen erlaubte. Angetan mit diesen Anzügen tauchten wir durch Unterwasser-Gänge voll bunt leuchtender Kristalle und gelangten bald in die Mitte des alten Tempels. Dort war alles voller Gnome, die vor der Gewalt unserer Angriffe Schutz hinter Tischen und Stühlen suchten, doch Dagols Pfeilen und Moncadas Obsidianschwert entrann kaum einer. Gustan und ich rannten todesmutig um die Tische herum und traktierten die Gnome von hinten. Die fiesen kleinen Verbrecher verteidigten sich mit Armbrüsten (fast schon putzig!) und Sprengfallen, mit denen sie sich aus Versehen selbst wegsprengten. In einer knappen Stunde hatten wir das Gnomproblem erledigt und selbst kaum einen Kratzer. In der Mitte der Anlage war eine große Tür, die zu ihrem eigenen Pech nicht zu öffnen war. Also sammelten wir alle Sprengpulvervorräte der Gnome ein, häuften sie vor der Tür auf, legten eine lange Lunte daran und zündeten sie an. Rumms! Und schon hatte die Tür ein Loch, so groß wie ein Ritter in Unterhosen. Drinnen, in einem großen runden Altarraum, stand auf einer Empore der widerliche Gnomenboss Lunkvis und schleuderte uns Beleidigungen entgegen, was er später noch ziemlich bereuen sollte, aber nur kurz.

Er verschwand und hinterließ uns eine sechsbeinige gepanzerte Riesenkreatur (etwa doppelt so hoch wie der Herr Moncada und drei Mal so anstrengend). Während Dagol Pfeil um Pfeil abschoss und die Kreatur spickte wie einen Igel, fanden Gustan und ich einen guten Platz, von dem aus wir sehen konnten, wie Moncada dem Vieh sein Schwert auf die hässliche Schnauze drosch (das Obsidianschwert, nicht das andere). Außerdem erlaubte es die Raumakustik trotz des Schnaufens der kämpfenden Kreatur und Dagols Jubelrufen, wann immer er getroffen hatte, Gustan und mir noch, zu unseren Göttern zu flehen, uns in dieser metallfeindlichen Welt verdammt noch mal Waffen zu verschaffen, damit wir nicht immer nur dekorativ herumstehen müssen.

Und weil mein Gott groß und stark und gut zu den Menschen ist, schuf er die Kreatur mit dolchspitzen langen Zähnen, die sie im Augenblick ihres stinkenden Ablebens offenbarte und die fürderhin Gustan und mir als Dolche dienen sollten.

Der Rest ist schnell erzählt: Ein weiterer Durchgang führte uns zu einer Tempelhalle, in deren Boden tief nach den Kristallen geschürft wurde. Wir konnten die Sklaven befreien und zum Kratersee des Vulkans eilen, in dessen Mitte das Piratenschiff der verdammten Ausbeuter lag. Zusammen mit den befreiten Sklaven enterten wir das Schiff. Am Heck befand sich eine schwere Kanone und aus unerfindlichem Grund hatte ich immer noch glimmenden Zunder dabei- ich MUSSTE sie einfach zünden. Dummerweise war die Kanone unbefestigt und der Rückstoß trieb sie mit voller Wucht in die Kapitänskajüte, wobei sie deren vordere Wand komplett mitriss.
Als wir nachschauten, fanden wir den Kapitän (nun Lunkvis der Flache genannt) verteilt auf den wenigen Zentimetern Raum zwischen der vorderen und der hinteren Kajütenwand. Ein unwürdiges und ein wenig ekliges Ende. Aber er hinterließ eine unbeschädigte Radschloß-Pistole, die bei den Männern ordentlich Eindruck machte. Dagol und mir war das egal.

    Die Pistole, die wir bei Lunkvis fanden, und die er wohl nicht mehr braucht, da wo er jetzt ist...


Wir öffneten das Wassertor und fuhren mit dem Schiff triumphierend zurück, an Bord alle überlebenden Ex-Sklaven, die sich furchtbar freuten, nicht mehr für Gnome arbeiten zu müssen. Was man ja verstehen kann.

Zu erwähnen sei nur noch noch, dass Dagol seine Freude über die Befreiung der Sklaven sehr intensiv mit der Schwester seines Bootsbauer-Freundes teilte. (Seither grübele ich unentwegt darüber nach, dass sie doch bemerkt haben muss, dass er Brusthaar hat! Oder auf welche Weise sie sich gefreut haben, dass sie das nicht bemerkt hat. Und sie roch nach Fisch. Wahrscheinlich hat Dagol jetzt einen Fischfetisch. Immerhin war sie, seit ich ihn kenne, das einzige weibliche Wesen, dem er sich nähern durfte.)


























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