"Wegen technischer Probleme gesperrt"

Es war eine dunkle und stürmische Nacht....ohne "stürmisch" vielleicht. Wir schlichen auf leisen Sohlen zur verschlossenen Bibliothek, von der man uns gesagt hatte, dass niemand sie mehr betreten dürfe wegen Baufälligkeit oder aus sonstigen unglaubwürdigen Gründen. Und wie wir so mit dem ergaunerten Schlüssel die Tür öffneten, sprach uns ein Gebüsch an. Das passiert mir sonst nur nach Oma Dürreichens selbstgebranntem Schnaps. Nun, es stellte sich heraus, dass nicht das Gebüsch gesprochen hatte, sondern ein vorwitziges junges Mädel, die zwar nicht weiter erklären konnte, was sie da im Gebüsch tat..aber jetzt war sie da und wollte sich ein Buch ausleihen für ihr Bauingenieurstudium in Plowoni- und wer möchte schon der Wissbegierde der Jugend im Wege stehen? Also nahmen wir sie mit hinein und kaum trat ich durch die schwere Eingangstür, so fiel ich schon 8 Fuß tief und landete weich auf etwas Quietschendem. Was sich als Halbling heraus stellte. DAS passiert mir allerdings öfter, dass ich auf jemandem lande, ohne mich recht zu erinnern, wie es dazu gekommen war. Nun, da ich so zart und grazil gebaut bin, lebte der Halbling noch und wir zogen ihn hoch und mich gleich dazu. Offenbar stellte das Loch eine primitive Falle dar, die ungebetene Besucher abhalten sollte. Pah! Sowas wirkt bei unserer Truppe halt nicht!

Nach dieser Schrecksekunde beschlossen wir, zu viert weiter zu ziehen (außer mir war nur Gustan dabei, die anderen waren irgendwo auf dem Weg Opfer des Alkohols oder der Architekturbegeisterung geworden und Dagol war in der Krankenstation, wo er an Blökis Bett saß, ihm Tee und Tinkturen einflösste, da Blöki sich beim Tjosten am Hinterbein verletzt hatte, als sein Sparringspartner - ein Ferkel namens Babe- ihn nicht nur umgerannt sondern auch in einen zerbrochenen Weidezaun geschubst hatte. Blöki hatte seither keine Lust mehr aufs Tjosten).

Erwartungsgemäß war die Bibliothek voller Bücher. So weit, so gut. Eine Gedenkminute am Regal für Baupläne und Geschichte der Architektur für den Herrn Ritter. Der Raum hatte sechs Seiten und es fanden sich drei Türen außer der Eingangstür. Eine führte in ein Scriptorium, die anderen beiden zu je einer Treppe nach oben und einer Treppe nach unten. Wir fingen mit unten an.  Dort waren auf dem Fußboden Zeichen, Zahlen und komisches Zeug. Die Steine bewegten sich, wenn man drauf trat, aber nichts weiter geschah.

Also wieder rauf. Erster Stock: Bücher. Zweiter Stock: Schriftrollen. Wir schauten sie uns an und es waren alles Baupläne, Verträge und solches Zeug. Die Studentin lieh sich einige Rollen mit Bauplänen der Festungsmauer in Plowoni aus. In der Mitte stand ein Schreibtisch, ebenfalls voller Verträge. Ein Notizblock lag auch herum, auf dem Abdrücke von Zahlen zu sehen waren, die wir mit Graphit sichtbar machten. Und siehe da, die Zahlen passten zu den Zahlen auf dem Kellerfußboden und als wir sie der Reihenfolge nach drückten, öffnete sich dort eine Tür.

 Also weiter runter. Im nächsten Keller waren rote, schwarze und graue Bodenplatten. Das sah böse aus. Vong Design her und auch sonst. Wir sprangen auf eine Platte und sie bewegte sich ein wenig. Und damit war klar, dass man etwas falsch machen konnte. Tja- frisch voran sprangen wir von grau zu grau, verfehlten auch mal eine der Platten und es öffnete sich eine Tür und ein Golem ganz aus Papier trat ein. Gustan bekämpfte ihn tapfer, während unsere neue Freundin Papierbällchen anzündete und auf den Golem warf. Er fing an zu kokeln und verbrannte zu einem Häuflein Asche.
Wir sprangen weiter und verfehlten erneut und es betrat ein weiterer Golem den Raum, gefertigt aus Tausenden von Lederbändern. Futter für mein magisches Schwert! Wir metzelten das Ungeheuer nieder.

Als die Ungetüme kaputt waren, betraten wir einen Raum mit einer anmutigen Statue der Frix, die eine Inschrift trug: "Kniet nicht vor mir, weil jetzt gleich ein fieses Gas aus den Wänden tritt und nur wer steht, kann es überleben"....oder so ähnlich. Als ob wir vor Göttern knien würden. Und Dagol war ja nicht dabei.

Eine weitere Tür öffnete sich und wir betraten einen Raum mit der Statue von Raliq, der durch kräftiges An-seinen-Arm-hängen besiegt werden konnte.

Im nächsten Raum befanden sich flatternde festgekettete Bücher, aus denen hin und wieder etwas Dunkelheit entwich. "Fass nichts an, was festgekettet ist (und nicht dafür bezahlt hat, angefasst zu werden)"- das hatte schon meine Mutter immer zu mir gesagt und wir hielten uns an diese Regel.

Im letzten Raum dieser unterirdischen Gewölbe saß ein ausgemergelter Andreas Andermatt an einem Tisch, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag und lachte sich mit kratziger Stimme halbtot. Wörtlich gemeint. Um Mann, Tisch und Buch flackerte ein Kraftfeld, welches wir nicht durchdringen konnten, um den armen Mann zu retten.
Aber siehe da, der von meinem Sturz leicht angequetschte junge Halbling beherrschte Techniken der Telekinese (das ist ein Fremdwort und bedeutet: Ohne Hände Dinge durch die Luft bewegen) und es gelang ihm, das Buch zuzuschlagen.

Der Bann brach und der halbtote Andermatt hörte auf, alles lustig zu finden und fiel in Ohnmacht. Wir verwischten unsere Spuren und schleppten ihn in sein Zimmer. Vielleicht kann er uns nach ein wenig Schlaf und einer anständigen Mahlzeit sagen, was zur Hölle er da unten getrieben hat!